Ein missbrauchtes Land


6. Mai 2013

 

Peter Forkert (Idee) & Harriet Modler (Text)

Ein Land auf dieser Welt die Fantasie bewegt,

die die Menschheit seit Jahrhunderten erregt.

Afghanistan, ein raues Land, über das wir gespalten reden,

keine blühende Oase oder gar ein ›Garten Eden‹.

Was wollen wir nicht sehen,

weshalb müssen wir uns an diesem Volk vergehen?

Interessiert sind fremde Mächte in starkem Maß,

darunter mancher, der seinen Verstand vergaß.

 

Hier leben Menschen in ihrer eigenen Welt,

auch wenn die uns nicht besonders gefällt,

ist dies kein Grund zu denken,

wir müssen ihnen unser Weltbild schenken.

Ihr Leben sollen sie gestalten, so wie wir es für würdig halten,

unsere so genannte Demokratie möge analog walten.

Aufzwingend herrichten soll der Westen Afghanistan,

der Fortschritt soll brechen die Bahn.

Der Menschen Freiheit und Forscherdrang einer fremden Kultur,

ist für diese Menschen eine Zumutung nur.

 

Beharrlich bestimmend agieren wir in unserem Drängen,

die ganze Welt in ein enges und durchsichtiges Kleid zu zwängen.

Alles in unseren Augen soll werden transparent,

damit niemand aus unsere Umarmung rennt.

Angeblich leisten wir Hilfe für das unterdrückte Volk in diesem Land,

›unsere‹ Freiheit inklusive Demokratie noch keinen Zugang fand.

Großmütig werfen wir unsere Soldaten ins Feld, auch mit Waffen,

sinnverwirrend werden Menschenrechte geschaffen!

 

Natürlich haben wir die Afghanen nicht gefragt,

ob ihnen dieses Angebot auch wirklich zusagt.

Wir nehmen einfach an und stellen für uns fest,

für diese Menschen ist unser Demokratiemodell des Glückes letzter Rest.

Geführt sollen sie werden —

aus der Dunkelheit ans Licht,

provinzielle Ergebenheit gibt es einfach nicht.

Gelobt sei das ›weiße Gift‹ auf Erden.

 

Es ist nicht zu verhehlen,

dass wir diese Afghanen quälen.

Es ist nicht leicht zu verstehen,

dass wir uns an diesen Menschen vergehen.

Aber es ist zu ersehen,

warum sie sich wehren.

 

Seit ewigen Zeiten fremde Völker bewaffnet zu ihnen gehen,

um ihnen zu geben,

die neusten Errungenschaften,

doch die Afghanen wollen dafür nicht haften.

 

Engländer und Russen haben es versucht,

keiner hat einen Erfolg bei seinen Bemühungen verbucht.

Mit Waffengewalt sind die Afghanen nicht zu bewegen,

sich eine andere Kultur samt westlicher Demokratie zuzulegen.

Bisher verweigern sie sich den Zivilisationsversuchen,

um ihr Heil in massiver Gegenwehr zu suchen.

Freiwillig möchten sie das ›Glück‹ nicht gewinnen,

wir werden sie gewalttätig dazu zwingen.

 

Die Sprache der Waffen jeden überzeugt,

die Afghanen haben sich abweisend nicht gebeugt.

 

So ein widerspenstiges Volk befanden die fremden Mächte,

verdoppelten ihre Anstrengungen und die Waffengefechte.

Viel Geld wurde in Vernichtung investiert,

nichts ist in ihrem Sinne vorteilhaft passiert.

Was der Westen dort will, weiß er eigentlich nicht mehr,

es ist alles schon so lange her.

Was war der Grund für die Invasion?

Eine gesuchte Person —

sie ist in einer anderen Welt und bei Leibe vergessen,

sind wir etwa einem Irrtum aufgesessen?

Was halten wir alles für möglich,

der Westen irrt nie,

sein Einsatz für Menschenrechte ist immer ›löblich‹.

Mit Worten oder Waffen

führt er Regie —

aus labilem Frieden wird riskante Beklemmung geschaffen.

 

Manchmal verlieren wir unser Ziel aus den Augen,

manchmal unsere Strategien nicht wirklich taugen.

Wo gehobelt wird, da fallen Späne,

wir erfahren nur die Anzahl der Toten,

vergießen vielleicht eine Träne,

›normal‹ wird dieser Verlust,

doch sie sind schutzlose Boten!

 

Bei vielen Menschen hierzulande entsteht unaufhaltsam Frust,

dennoch zeigen die Mächte ihre breite Brust.

In Afghanistan lebt die Vergangenheit,

wohin soll die pfeilgerichtete demokratische Freiheit?

Frauen bleiben komplett verschleiert,

ein Buch wird als Wahrheit gefeiert.

 

Die Zivilisation soll sie segnen,

feindselig sie uns begegnen,

erschießen Soldaten, die ihr Land aufbauen wollen.

Lastwagen mit unseren Konsumprodukten sollen zu ihnen rollen.

Berechenbar ist das Volk der Afghanen,

deshalb bleiben wir unkundig in ihrem Land, um sie zu mahnen.

Wenn sie aufgeben und dankenswert geloben,

wird das Bombardement aufgehoben.

 

Dankbarkeit ist der Mindestlohn —

für jeden in Afghanistan geopferten (deutschen) Sohn.

 

Heuchelei heißt unser Kampf für eine gerechte Welt,

in der das Geld immer auf den größten ›Berg‹ fällt,

wodurch sich der Krieg unnütz erhält!

 

Abgrundtief beißt sich der Schmerz

in jedes humane Herz.

Was sind das nur für obskure Gestalten,

die selbstermächtigt Terror von außen initiieren und verwalten?